G.                                           An Phidilis

aus dem teutschen Merkur,

Jannuar 1777                                       Ich acht’ es nicht, was alle Welt,

Auf Fürsten- und auf Hirtenstühlen,

In ihren herzlichen Gefühlen,

Für eines Wunsches würdig hält!

 

Ich acht’ es nicht, das todte Geld;

Der Geiz hab’ es darinn zu wühlen!

Ich achte nur, damit zu spielen,

Ein Püppchen, welches mir gefällt!

 

Ein Püppchen, das die Huldgöttinnen,

in allen ihren Tugenden,

Einst fleißig unterrichteten,

 

Der Männer Herzen zu gewinnen!

Ein solches Püppchen wünscht’ ich mir,

Und hab’ es, Phidilis, in dir!

 

 

 

An Phidilis

 

Wenn eine Tygerinn in menschlicher Gestalt,

Von Gott erschaffen, dort, in zarten Myrtensträuchen,

Zu Jammer und zu Quaal der Menschen umzuschleichen,

Du Philidis, nicht bist, dann hoff’ ich, will ich bald

 

Zu einer Thräne hier dein hartes Herz erweichen!

Dein Herz, dem Guten warm, ist nur der Liebe kalt!

Allein die Liebe herrscht mit schrecklicher Gewalt;

Auf meinen Wangen sieh, du Grazie, die Zeichen!

 

Du sah’st am sechsten März, im prächtigen Berlin,

Bewundert und geliebt von manchem gelben Bande,

Wo Prinzen wähneten du wärest nicht von Stande,

 

Du sah’st, am sechsten März, auf ihnen Rosen blühn!

Und sieh’st am zwanzigsten, so blaß, wie an dem Rande

Des Grabes einst, mich hier vor deinem Herzen knien!